Psychologie und Sportmedizin

Diagnostische Marker zentralnervöser Sensitivierung bei chronischen Schmerzen

 

Kooperationsprojekt mit University of Jaén / Spain (G.A. Reyes del Paso)

 

Unter zentralnervöser Sensitiviterung gegenüber Schmerzen wird eine pathologisch erhöhte Schmerzempfindlichkeit verstanden, derzufolge bereits die Konfrontation mit leichten Schmerzreizen zu extremem Schmererzleben führt. Damit verbunden ist eine übersteigerte Aktivität des zentralnervösen nozizeptiven Systems, d.h. der neuronalen Netzwerke des Gehirns und Rückenmarks, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Zentralnervöse Sensitivierung tritt häufig bei chronischen Schmerzerkrankungen wie chronischen Rückenschmerzen, Migräne- und Verspannungskopfschmerzen oder dem Reizdarmsyndrom auf. Gegenwärtig liegen noch keine befriedigenden diagnotischen Methoden vor, um das Ausmaß zentralnervöser Sensitivierung quantitativ zu erfassen. Im vorliegenden Projekt wird eine als Slowly Repeated Evoked Pain (SREP) bezeichnete Technik untersucht, die zur Messung zentralnervöser Sensitivierung bei chronischem Schmerz entwickelt wurde. Sie beruht auf der wiederholten Applikation leichter Schmerzreize, wobei beim Vorliegen zentralnervöser Sensitivierung eine lineare Zunahme der Schmerzintensität mit den Reizwiederholungen auftritt. Die diagnostische Präzision (u.a. Reliabilität, Sensitivität und Spezifität) des Verfahrens wird bei unterschiedlichen Erkrankungen untersucht (u.a. Fibromyalgie, rheumatische Arthritis, interstitielle Zystitis und Reizdarmsyndrom). Die Technik wird mit traditionellen Verfahren der experimentellen Schmerzmessung (Windup, Temporal Summation of Pain) verglichen und in Beziehung zu zentralnervösen und peripherphysiologischen Indikatoren von Schmerz und Stress gesetzt (u.a. zerebraler Blutfluss, Herzratenvariabilität, Baroreflexsensitivität). Zudem soll das Protokoll des SREP-Verfahrens weiter optimiert und an die Erfordernisse der klinischen Routine angepasst werden.