Forschung und Lehre für Menschen mit Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwächen

„Zentrum für Lernen und Lernstörungen“ – Forschung und Lehre für Menschen mit Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwächen

Fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung sind von Lernstörungen wie Dyskalkulie und Legasthenie betroffen. Das bedeutet, dass statistisch in einer Schulklasse ein bis zwei Kinder - trotz normaler Intelligenz - keine altersentsprechenden Leistungen in Mathematik oder Schriftsprache erbringen können. Lesen, Rechtschreiben und Rechnen sind Kompetenzen, die für die berufliche Entwicklung sowie den Alltag eine zentrale Rolle einnehmen. Defizite in diesen Kernkompetenzen sind zumeist mit massiven Einschränkungen in schulische Umgebung und später in der Arbeitswelt aber auch in der Freizeit verbunden. Das „Zentrum für Lernen- und Lernstörungen“ das Univ.-Doz. Dr. Silvia Pixner vom UMIT-Institut für Psychologie mit Unterstützung der Tirol Kliniken aufgebaut hat, beschäftigt sich an der UMIT seit dem Jahr 2010 in Forschung und Lehre mit Fragen rund um diese Defizite. Neuste Erkenntnisse aus der Forschung werden dabei sowohl in das Psychologiestudium, wie auch in die Universitätslehrgänge für Dyskalkulie und Legasthenie-Therapeuten eingebaut, die an der UMIT in den vergangenen Jahren entwickelt und erfolgreich angeboten werden, eingearbeitet.

Lehr und Forschungsambulatorium
Das „Zentrum für Lernen und Lernstörungen“ ist eine Einrichtung des UMIT-Instituts für  Psychologie und wird mit Unterstützung der Tirol Kliniken, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, betrieben.  Das Zentrum für Lernen und Lernstörungen wird als Lehr- und Forschungsambulatorium geführt und stellt daher eine wesentliche Ergänzung zum Studium dar. Seit 2010 konnten bereits über 50 Psychologie - Studierenden in Rahmen des  Praktikums in die Arbeitswelt hineinschnuppern. Im Rahmen des Zentrums für Lernen und Lernstörungen werden Erkenntnisse der psychologischen Forschung direkt in die Praxis umgesetzt. Aktuelle Erkenntnisse fließen nicht nur in die Praxis sondern auch direkt in das Bachelor-Studium Psychologie und in die Universitätslehrgänge zum „Dyskalkulie-Therapeuten“ und  zum „Legasthenie-Therapeuten“ ein. Geleitet wird das Zentrum für „Lernen und Lernstörungen“ von Univ.-Doz. Dr. Silvia Pixner vom UMIT-Institut für Psychologie.

Aufgaben und Kompetenzbereiche
Die Aufgaben- und Kompetenzbereiche des Zentrums betreffen die Lehre und die Forschung an ausgewählten Personen- und Patientengruppen. Seit 2010 haben bereits mehr als 100 Kinder und Jugendliche Unterstützung in diesen Rahmen erhalten und konnten Ihre Kompetenzen im Bereich des Lesens, Schreibens und Rechnens deutlich verbessern. Die meisten Kinder kommen aus dem Volksschulbereich oder aus dem Übergang in die Sekundarstufe. Hin und wieder werden aber auch Jugendliche und junge Erwachsene mit diesen Problemfeldern begleitet.

Die Hauptzielgruppe des Lehr- und Forschungsambulatoriums sind:

  • Kinder und Jugendliche mit entwicklungsbedingten Lernstörungen wie zum Beispiel Lese-Rechtschreib-Störungen, Rechenstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen (inkl. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung).
  • Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit (im Rahmen von neurologischen und/oder psychiatrischen Erkrankungen) erworbenen Lernstörungen
  • Kindergarten- und Vorschulkinder ohne diagnostizierte Lernstörungen. Bei dieser Gruppe sollen im Rahmen von Präventivmaßnahmen und Früherkennung von Lernstörungen Frühförderprogramme angeboten (und im Forschungsbereich optimiert) werden.

Das „Zentrum für Lernen und Lernstörungen“ als Lehrambulatorium
Im Bereich der Lehre decken sich die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausbildung mit dem Studienschwerpunkt „Klinisches Pädagogische Psychologie“ des Psychologiestudiums und beinhalten die Diagnostik von Lernstörungen, die  Behandlung von Lernstörungen und die Beratung (Eltern, Lehrer etc.). Im Zentrum können Studierende der Psychologie theoretische Lehrinhalte praktisch erproben und an laufenden Forschungsprojekten partizipieren.

Das „Zentrum für Lernen und Lernstörungen“ als Forschungsambulatorium
Im Bereich der Forschung bietet das Ambulatorium die Möglichkeit, systematische Untersuchungen an Kindern und Jugendlichen mit Lernstörungen durchzuführen. Die Leiterin des Zentrums Univ.-Doz. Dr. Silvia Pixner vom UMIT-Institut für Psychologie, ist international anerkannte Expertin im Bereich von Lernstörungen. Da das Zentrum an der UMIT eine universitäre Einrichtung ist und mit Unterstützung der Tirol Kliniken geführt wird, sollen Forschung und Anwendungsbezug direkt miteinander gekoppelt werden.

Forschungsschwerpunkte
Forschungsschwerpunkte liegen zum Einen im Bereich der Grundlagenforschung, wo es darum geht, ein besseres Verständnis der Ursachen und Manifestationsformen von Lernstörungen zu gewinnen. Dabei kommen PC-gesteuerte experimentelle Verfahren und auch die Eye-Tracking-Methode, bei der mithilfe einer differenzierten Analyse der Augenbewegungen die Denkmuster und –strategien beim Lösen bestimmter Aufgaben erfasst werden können, zum Einsatz. Zum anderen werden im Bereich der anwendungsbezogenen Forschung effektive Förderprogramme von Lernstörungen  sowie Frühfördermaßnahmen zur Prävention von Lernstörungen entwickelt und evaluiert.

Wissenstransfer
Ein zentrales Anliegen von Univ.-Doz. Dr. Silvia Pixner ist es aber auch Antworten auf aktuelle Fragestellungen und die neuesten Erkenntnisse des Zentrums für Lernen und Lernstörungen an Therapeuten und Lehrpersonen weiterzugeben. Deshalb organisiert Pixner am 24. Februar 2018 die 2. Tagung für Legasthenie und Dyskalkulie. Unter dem Generalthema „Jedes Kind ist einzigartig – Stärken sehen und unterstützen“ vermitteln namhafte Experten aktuelle Forschungsergebnisse und diskutieren diese mit den Teilnehmern des Symposiums.

Bildunterschrift: Silvia Pixner und Therapiehund Amy unterstützen im UMIT-Zentrum für Lernen und Lernstörungen Jugendliche mit Lernstörungen und konnten deren Kompetenzen im Bereich des Lesens, Schreibens und  Rechnens zum Teil deutlich verbessern. Foto: UMIT/Kern

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