Hochkaräter der Sportmedizin trafen sich an der Universität UMIT

28.11.2019

Hochkaräter aus der Sportmedizin trafen sich an der Universität UMIT in Hall

Bei der 7. Ernst Raas Lecture an der Tiroler Privatuniversität UMIT trafen sich Ende November Hochkaräter aus der Sportmedizin in der vollen Aula der Universität zu einer kurzweiligen Veranstaltung.

Als ganz besonderen Gast konnten die Organisatoren Univ.-Prof. Dr. Christian Fink und Priv.-Doz.- Dr. Christian Hoser von Gelenkpunkt und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schobersberger vom ISAG – Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus der Universität UMIT und der Tirol Kliniken dabei den langjährigen Teamarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und des FC-Bayern München, Dr. Hans Wilhelm Müller-Wohlfahrt, begrüßen.

Damit trafen sich an diesem Abend drei Genrationen von international geschätzten Sportmedizinern. Der 95jährige Prof. Dr. Ernst Raas,  der Namensgeber der Veranstaltung, gründete Anfang der 60er Jahre – zu einer Zeit als man die Notwendigkeit der Sportmedizin als eigene Disziplin noch in Frage stellte – in Innsbruck das Institut für Sport- und Kreislaufmedizin und baute es in der Folge zu einem international sichtbaren Vorzeigeinstitut aus.

Etwa zur selben Zeit - Anfang der 60er Jahre, begann für Dr. Hans-Dieter Müller-Wohlfahrt mit dem Start des Medizinstudiums,  das ihn unter anderem auch kurz an die Medizinische Fakultät der Universität Innsbruck verschlug, seine medizinische Karriere, die eng mit seiner Tätigkeit als Mannschaftsarzt des FC-Bayern München verbunden ist. Über 40 Jahre ist er - mit einer kurzen Unterbrechung – seit 1977 für die Gesundheit der Stars des FC-Bayern verantwortlich. Weiters war er 13 Jahre Teamarzt der Deutschen Fußballnationalmannschaft und betreute zahlreiche Spitzensportler, wie den achtfachen Olympiasieger und 100 und 200 Meter Sprint-Weltrekordler Usain Bolt.

Der dritte im Bunde ist Univ.-Prof. Dr. Christian Fink, der Mitte der 60er Jahre geboren ist, an der Universität Innsbruck Medizin studiert und mit dem Thema “Pathologie des vorderen Kreuzbandes und der Menisken des Kniegelenkes – klinische und experimentelle Untersuchungen” habilitiert hat. Er ist Mitbegründer und Arzt von „Gelenkpunkt – Sport- und Gelenkchirurgie“  und arbeitet inzwischen bei Knieverletzungen eng mit Müller-Wohlfahrt zusammen.

Seit 2014 leitet Fink auch die Research Unit für Sportmedizin des Bewegungsapparates und Verletzungsprävention an der Tiroler Privatuniversität UMIT und hat an der Privatklinik Hochrum das „Surgical Skills Institute“ angesiedelt, das Forschungs-, Ausbildungs- und Trainingseinrichtung für Chirurgen, Studierende und OP-Personal vereint.

„Mit den Händen sehen“
Im Rahmen eines Interviews mit TT-Sportchef Florian Madl gab Müller Wohlfahrt bei der 7. Ernst Raas Lecture einen interessanten und informativen Einblick  hinter die Kulissen des Spitzensports. Er redete über die hohen Ansprüche, die heute an die Sportmedizin gestellt werden und über die Erfahrung, das Wissen und das Selbstvertrauen, das notwendig ist, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden.

Auf die Frage wie groß der Druck ist, der durch die Betreuung  vieler Stars (der Wert des Kaders des FC Bayern München beträgt fast 900 Millionen Euro) entsteht, antwortete er: „Wenn ich einen Fehler mache, bin ich erledigt. Ich kann mir keinen Fehler erlauben“.  Bei der Diagnose von Sportverletzungen verlässt er sich nicht primär auf inzwischen gängige Verfahren wie Kernspintomographie oder Sonographie, sondern erspürt mit seinen Händen, um welche Verletzung es sich handelt, und therapiert mit biologischen Medikamenten.

In seinem Buch „Mit den Händen sehen - Mein Leben und meine Medizin“  beschreibt er seine unkonventionellen Behandlungsmethoden, die von arrivierten Medizinern oft auch äußerst kritisch gesehen werden. Auf diese Kritik angesprochen meinte Müller Wohlfahrt:  „Wenn Sie in diesem Metier 40 Jahre unbeschadet überstehen, haben Sie Anerkennung. dann sagt auch ein Arjen Robben: „Der muss es wissen“. Warum kommt ein Usain Bolt aus Jamaika? Weil er glaubt: der muss es ja wissen, der fühlt, was mir fehlt.“

Die Ernst Raas Lecture
Vor mittlerweile zehn Jahren wurde die Ernst Raas Lecture von Univ.-Prof. Dr. Christian Fink und Priv.-Doz.- Dr. Christian Hoser von Gelenkpunkt und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schobersberger vom ISAG – Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus der UMIT und der Tirol Kliniken ins Leben gerufen. „Vor zehn Jahren haben wir in Anerkennung der über Jahrzehnte  erbrachten Leistungen von Prof. Dr. Ernst Raas mit dieser Veranstaltung gestartet. In bisher sieben Lectures konnten wir dabei Vortragende gewinnen, die in der Sportmedizin, im Sport oder rund um den Sport Außergewöhnliches geleistet haben“, beschreibt Schobersberger die Beweggründe für die Veranstaltungsreihe.

Genau vor zehn Jahren war es auch, dass das Institut für Sport- und Kreislaufmedizin, das von Prof. Ernst Raas im Jahr 1963 gegründet wurde, mit dem Institut für Urlaubs- Reise und Höhenmedizin zum ISAG zusammengeführt wurde. Damit wurde eine optimale Synthese zwischen angewandter Sportmedizin und sport- und alpinmedizinischer Forschung erreicht. Die Forschungsschwerpunkte liegen dabei in den Bereichen Sportmedizin mit einem Fokus auf Dopingprävention, der Mensch in externen Umwelten und Gesundheitstourismus.

Schobersberger ist in zahlreichen Funktionen fest in der internationalen Sportmedizin verankert. Er war bislang entweder als Teamarzt oder als Sportmediziner in Leitungsposition bei sieben Olympischen Spielen und bei sieben Weltmeisterschaften aktiv. Er leitete die medizinischen Beratergremien bei den Olympischen Winterspielen 2018 in PyeongChang, Südkorea, bei der UCI Rad WM 2018 in Tirol sowie bei der FIS Nordischen Ski WM 2019 in Seefeld/Innsbruck.  Bereits kommenden Jänner ist Schobersberger wieder für das IOC bei den Olympischen Jugend Winterspielen 2020 in Lausanne/Schweiz tätig.

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